«So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung», formulierte Friedrich Nietzsche und machte so den Zusammenhang zwischen Gehen und Denken deutlich. Der große Spaziergänger Johann Gottfried Seume meinte gar: «Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt.» Tatsächlich ist das Gehen, Spazieren oder Flanieren für viele Autoren eine unverzichtbare und regelmäßige Tätigkeit, die ihr Denken und Schreiben überhaupt erst ermöglicht. Die Werke großer Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Rousseau, Thoreau, Nietzsche, Woolf, Kierkegaard, Goethe, Walser, Kafka und vieler anderer wären ohne das beständige Zufußgehen undenkbar. Der norwegische Autor Tomas Espedal bündelte die existenzielle Bedeutung des Gehens in dem Satz «Du bist glücklich, weil du gehst». Dieses Lesebuch versammelt exemplarische Texte bedeutender Autoren aus 300 Jahren vom 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit.